Du willst Italien abseits vom Massentourismus entdecken? Jenseits von den bekannten Touristenmagneten bietet Italien auch Regionen, die bisher scheinbar vom internationalen Tourismus übersehen wurden. Die Abruzzen, die Basilikata und Molise sind die Region Italiens mit dem wenigsten Touristen. Ein Grund mehr sie einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Oder?
Im Juli 1909 vereinigten sich in Rom Journalisten und Parlamentarier zu einer Expedition zum Zwecke der Entdeckung des Abruzzenlandes. Im abschließenden Bericht über diese Autoreise im Giornale d’Italia bekennt der Verfasser, die einzige Entdeckung sei die der völligen Unbekanntheit dieses Landes gewesen. (Otto Lehmann Brockhaus – Abruzzen und Molise)
Es stimmt. Bei Italien denken viele sofort an die big five: Rom, Mailand, Florenz, Venedig, und Neapel. Doch auch der Gardasee, die Toskana, die Amalfiküste und die Inseln, wie Sardinien und Sizilien erfreuen sich größter Beliebtheit bei Urlaubern weltweit.
Wer sich auf die Suche nach den schönsten Urlaubsregionen Italiens begibt, kommt an den oben genannten partout nicht vorbei. Was aber, wenn man Italien einmal abseits vom Massentourismus und den ausgetrampelten Touristenpfaden entdecken will?
In meinem Merian Reiseführer (der mir zwar schon vor Jahren geschenkt, aber heute zum ersten Mal aufgeschlagen wurde) ist ebenfalls von den üblichen Verdächtigen die Rede:
Den Anfang machen Südtirol, Veneto, Gardasee, Piemont und Ligurien im Norden. Gefolgt von Emilia Romagna, Toskana und Umbrien in Mittelitalien. Und für den Süden werden Rom, der Golf von Neapel, Apulien, Kalabrien und Sizilien ins Rennen geschickt.
Italien abseits vom Massentourismus oder die Entdeckung der Unbekanntheit

Nicht nur Schafe sind Herdentiere…
Schön sind sie alle, da will ich gar nicht widersprechen. Aber Schönheit liegt immer auch im Auge des Betrachters. Die einen hören gerne Eros Ramazzotti oder Helene Fischer andere lieben De Andrè, Capossela oder Rainald Grebe.
Ich persönlich gehöre zu Letzteren und von Eros bekomme ich Nackenschmerzen, so unangenehm ist mir seine Stimmfarbe. Während es der Ramazzotti-Fraktion vielleicht bei Capossela eiskalt den Rücken runterlaufen würde. Will sagen: Geschmäcker sind verschieden. Nur weil etwas bei der breiten Masse Anklang findet, ist es deshalb nicht besser oder schöner.
Mir machen Massen irgendwie Angst. Besonders Menschenmassen sind mir unangenehm und erwecken Assoziationen von Mario Barth in ausverkauften Stadien, kennste?
Abruzzen: Die wildeste Version von Italien und definitiv abseits des Massentourismus
Wer das klassische „Dolce Vita, Bella Italia, Land wo die Zitronen blühen“-Ding sucht, der sollte vielleicht nicht unbedingt in die Abruzzen reisen:
Ihr Image war zunächst denkbar schlecht. Finster sollte es dort sein, unwirtlich, wild und gefährlich, die Wälder voller Bären und Banditen, die Dörfer wie aus schmutzigen Hühnerställen zusammengebaut. (…) Zeitgenössische Reiseführer hängten den Abruzzen den dubiosen Ruf einer Landschaft von grandioser aber unlieblicher Natur und allenfalls archaischer Kultur an: Nichts von dem in Pastelltönen überhöhten Italien, sondern ein unsentimentales, bäurisches und rauhes.
(Ekkert Rotter, Roger Willemsen: Abruzzen Molise)
Bären gibt es immer noch und Wölfe auch. Was von außen vielleicht wie ein schmutziger Hühnerstall aussieht, duftet von innen meist nach köstlichem Sugo und frischgebackenen Keksen. Wer die Region kennen lernen will, der sollte sich Zeit nehmen hinter die Fassaden zu blicken. Die Abruzzen offenbaren sich einem nicht von selbst. Man muss sie erst zähmen und sich von ihnen zähmen lassen. Nur so kann man diese Region und ihren Charakter verstehen.
Das was mich so gepackt hat, war genau dieses raue und unverstellte. Südländische Gastfreundschaft trifft Berliner Schnauze und Pastelltöne waren eh nie meins.
Italiens Underdogs: Basilikata, Molise und Abruzzen
Noch immer umgibt die Abruzzen ein schier undurchdringlicher Schleier der Unbekanntheit. Auf der Liste der bei den Touristen beliebtesten Regionen finden wir sie ganz am Ende.
Naja, nicht ganz. Noch unbeliebter (zumindest bei ausländischen Touristen) sind nur das Molise und die Basilikata.
Molise und Abruzzen gehörten bis vor ein paar Jahrzehnten noch zusammen. Erst seit 1963 ist die mittelalterliche Grafschaft Molise eine eigenständige Region. Somit ist das überwiegend von Landwirtschaft geprägte Molise auch die jüngste Region Italiens und wird flächenmäßig nur vom Aostatal unterboten.

Ein einfaches Haus in Frosolone (Molise)…

…in dem zufällig eine alte Dame wohnt, die großartige Mozarella verkauft. Käse-Shopping in Molise!
Geheimtipp Basilikata – Matera & mehr
Die Basilikata hingegen gibt es schon länger. Sie liegt ganz im Süden zwischen Kalabrien und Apulien. Die Region an der Sohle des Stiefels ist so abgelegen, dass auf der Autobahn nicht mal mehr Maut verlangt wird und auch einen Flughafen sucht man in der Umgebung vergeblich.
Die Felsenstadt Matera, wird den meisten Italienurlaubern vielleicht trotzdem ein Begriff sein. Zum einen weil sie zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, zum anderen weil sie auch als Kulisse für zahlreiche Filme (z.B. Passion Christi) diente und 2019 Kulturhauptstadt war. Da hört‘s dann aber auch oft auf. Oder habt ihr schon einmal von Colobraro gehört, dem verfluchten Dorf gehört, dessen Namen man nicht aussprechen soll, weil es Unglück bringt?
Vor ein paar Jahren haben wir einen Freund besucht, der aus der Basilikata stammt. So hatten so die Gelegenheit diese spannende Region, die nur wenige Italienreisende auf dem Schirm haben werden, kennen und lieben lernen dürfen. Trotz Hauptsaison im August erfreuten wir uns an leeren Stränden und unheimlich vielen authentischen Dorffesten. Neben Colobraro haben uns besonders das Geisterstadt Craco nachhaltig beeindruckt, das lebhafte Pisticci, der Nationalpark Pollino sowie das viele gute Essen rund um Frizzuli & co. Wer die Basilikata erkunden will, der sollte das am besten mit dem Auto tun.
Abruzzen – terra remota?
Zurück zu den Abruzzen. Fakt ist, die Region ist tatsächlich ziemlich unbekannt. Die Abgeschiedenheit hingegen täuscht und von entlegen kann auch nicht die Rede sein. Schließlich liegen sie im Zentrum Italiens: Nur knapp zwei Stunden Fahrzeit vom Touristenmagnet Rom entfernt. Die Flughäfen Rom Ciampino und Fiumicino werden aus Deutschland von den meisten Airlines angeflogen.
Sparfüchse oder Urlauber mit begrenztem Budget buchen am besten bei Ryanair einen Flug nach Rom. Von dort aus, kann man sich zuerst die Italienische Hauptstadt ansehen und dann mit dem Zug oder dem Bus weiter in die Abruzzen zum Beispiel über nach Sulmona fahren. Und schon ist man mittendrin – umringt von drei Nationalparks.
Es dauert nur eine knappe Stunden, um vom Gewusel des Trevibrunnens zu den stillen Tälern und schroffen Hängen der Appenin zu gelangen. Und wen es eher ans Meer statt in die Berge zieht, der findet an der abruzzischen Adriaküste auch in der Hochsaison noch ein Plätzchen an den schönsten Stränden der Adria, während es in Rom unerträglich heiß und trotzdem brechend voll ist.
Nähere Infos über die verschiedenen Anreisemöglichkeiten in die Abruzzen findest du in unserem Artikel „Viel Urlaub für wenig Geld: Anreisemöglichkeiten in die Abruzzen.“
Die Dörfer sterben aus
Was den Abruzzen an Popularität fehlt machen sie an Vielfalt wieder gut. Alles, was es in der Toskana gibt, findet man dort auch. Noch mehr sogar – für weniger Geld.
Hier treffen alpine Berglandschaften auf Adriaküste – auf engstem Raum. Der Norden prallt auf den Süden, so wie in Berlin der Westen auf den Osten. Berlin ist aber hip, Venedig wird überrannt und die Abruzzen oder auch Molise und Basilikata werden weiterhin von vielen komplett übersehen.

In diesen Häusern in Prezza wohnt schon lange keiner mehr!
Eigentlich müsste es von begeisterten Urlaubern doch nur so wimmeln, die ein authentisches Italien „off the beaten track“ suchen. Tut es aber nicht. Im Gegenteil: Die Touristen bleiben aus und die Einheimischen und die lokale Wirtschaft müssen sehen wo sie bleiben. Die jungen Leute ziehen weg und die Dörfer werden immer leerer. Landflucht geht Hand in Hand mit Arbeitslosigkeit und ist ein großes Problem – in ganz Italien.
Wo bleiben denn die naturnahen Hobby-Sommeliers in Ihren Multifunktionsjacken wenn man sie braucht?
Neue Hoffnung durch nachhaltigen Tourismus?
Vielleicht können eine paar Touristen ja den vielen verlassenen Ortschaften wieder ein bisschen neues Leben einzuhauchen, ohne das alte auszulöschen?
Hoffen wir’s. Schließlich gibt es in den Abruzzen – sowie auch im Rest von Italien – so viele wunderbare vom Aussterben bedrohte Dörfer zu entdecken, die jedoch allesamt abseits der bekannten Touristenpfade liegen und einfach übersehen werden. Das Thema Landflucht ist auch außerhalb der Region ein großes Thema: In Italien wie in Deutschland oder in Frankreich.
Italien ist jedenfalls mehr als Rom, Florenz, Amalfi, Gardasee. Oft sind es die unbekannteren Dörfer und Ortschaften (egal ob in den Abruzzen, im Molise, der Basilikata oder sonst wo) die neben tollen Instagram-Posts zusätzlich noch einen wirklich authentischen Eindruck vom Land und den Leute hinterlassen.
Reisen durch Italien – abseits vom Massentourismus
Das Team von Amavido, z.B. hat es sich zur Aufgabe gemacht dem Massentourismus das Handwerk zu legen indem sie Unterkünfte in den „vergessenen Dörfern“ Italiens vermitteln.
Neugierig geworden? Lass dir bei unserem Partner amavido – einem Spezialisten für maßgeschneiderte Italien-Rundreisen, abseits des Massentourismus deine individuelle Rundreise planen. Gib den Code „Expedition-Abruzzen“ bei Buchungsanfrage an und du bekommst eine Foodbox und exklusive Abruzzen- Geheimtipps geschenkt!
Aus ihrem Blogbeitrag „VON GEISTERDÖRFERN, IDEENREICHTUM UND ENTDECKERGEIST“ stammt auch der folgende Tipp, für reiselustige Italienfans die hierbei einen Beitrag leisten möchten:
Sei neugierig! Trau dich, Gebiete abseits der allseits bekannten Touristenpfade zu entdecken. Es gibt unglaublich viele wunderbare Orte in Italien, die bereist werden wollen. Stecke ein bisschen Zeit in Recherche oder lass dir alternative Reiseziele empfehlen. Buche familiengeführte Unterkünfte. Überlege, wen du mit deiner Reise unterstützen möchtest und entscheide dich für eine Unterkunft, mit der du die lokale Wirtschaft unterstützt, statt Geld in ein internationales Kettenhotel zu stecken. Viele Gastgeber renovieren ihre Häuser mit Hilfe der lokalen Handwerker, kaufen bei lokalen Produzenten ein und achten auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Unterkunft. Trau dich auch, auf deiner Reise einzigartige Menschen und Geschichten kennen zu lernen.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht noch eine abschließende Frage:
Jemand Interesse an einem Merian Reiseführer? Gebraucht in gutem Zustand aus tierfreiem Nichtraucher-Haushalt in gute Hände abzugeben. Versand bei Übernahme der Portokosten möglich.

Zu verschenken!
Schreibt in den Kommentaren von euren persönlichen Entdeckungen fernab des Mainstream. Wir sind gespannt von euren Abenteuern zu erfahren…
Oder aber ihr besucht uns in den Abruzzen. Insidertipps gibt’s natürlich für umme!
Ich bin ein sehr neugieriger Mensch – und ein großer Italien-Fan. Abseits der Touristenspuren.
Und deshalb starte ich heuer am 15. Juli (gemeinsam mit 3 Freunden) meine Wanderung durch Latium, Abruzzen, Molise und Apulien: von Poggio Bustone nach Monte Sant´Angelo.
VORFREUDE!!
Wenn du möchtest, werde ich dich ab Juli „auf dem Laufenden halten“ und meine Erlebnisse/Abenteuer mit dir teilen
Liebe Sigrid, das klingt nach einem wirklich großartigen Plan! Würde gerne mehr drüber erfahren! Steht eure Route denn schon fest? Wie viel Zeit habt ihr eingeplant? In wie viele Etappen soll es geben? Falls ihr Unterstützungbei der Planung braucht z.B. bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten oder anderweitig Tipps benötigt, dann sag einfach Bescheid. Ansonsten könnt ihr auf eurer Reise gerne mal auf einen Teller Pasta vorbeischauen. Wir sind im Juli/August nämlich auch gerade in den Abruzzen. Würde mich freuen!
Herzliche Grüße aus Berlin – Jule