Ex|pe|di|ti|on:
„Eine Expedition, von lateinisch expeditio „Feldzug“, expedire „losmachen“, ist eine Entdeckungsreise oder Forschungsreise in eine entlegene oder unerschlossene Region“
– das zumindest sagt Wikipedia.
Wer sich auf eine Expedition begibt sucht in der Regel nicht nach Touristenhochburgen oder mondänem Luxus. Neugierde, Abenteuerlust und Entdeckergeist sind der Antrieb, den es für eine derartige Unternehmung braucht. Vor allem benötigt eine Reise aber eins: Ein Ziel.
In diesem Fall befindet sich das Ziel, also das vermeintlich entlegene und unerschlossene Gebiet, mitten in Italien.
Es sind die Abruzzen!
Da liegen sie nun direkt an der Adria, im Herzen der Peninsula und bieten auf einer Gesamtfläche von gerade mal 10.794 km² – somit etwa 2/3 der Fläche von Schleswig-Holstein – ein Höhengefälle von fast 3000 Metern und außerdem alles, was das Urlauberherz begehrt.
Es gibt Strand, Berge, Wiesen, Wälder, Flüsse, Seen, Kunst, Kultur, malerische Dörfer und Städte, gutes Essen, Wein und noch so viel mehr!
Trotz allem war diese Region auch für mich bis vor ein paar Jahren noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Liebe auf den zweiten Blick
Meine erste große Liebe war Rom. Fasziniert von der Stadt, der Geschichte, den Farben, den Menschen, der Mentalität, der Sprache und vor allem vom Essen habe ich seit meinem 15. Lebensjahr jede freie Minute, bzw. jeden Urlaub dort oder zumindest in Italien verbracht.
Während später dann der halbe Jahrgang nach dem Abi in Australien „work und travelte“ zog es mich, von einer Mischung aus Eskapismus und Sehnsucht getrieben, als Au-Pair in meine ewige Stadt, um endlich italienisch zu lernen. Und auch das Studium führte mich zurück nach Rom; diesmal, als Erasmusstudentin, ironischerweise direkt in die Via Sant’Erasmo – eine Einbahnstraße.
PNR (Point of no return)
Seitdem hat das ewige Hin-und her zwischen Berlin und Rom meine Co²-Bilanz auf ewig ruiniert und mich permanent vom Studium abgelenkt. Im Gegenzug hat es mir dafür aber ein zweites Zuhause, eine zweite Familie, ein wunderbares Patenkind, tiefe Freundschaften, zahlreiche Anekdoten, interessante Begegnungen, Lach- und Sorgenfalten, eine neue Sprache und nicht zuletzt den Mann an meiner Seite beschert.
Denn erst trat Ivan, der Abruzzese mit Truckercap und Kaktus-Tattoo aus dem Copyshop in Rom, in mein Leben und mit ihm seine Heimat.
Das erste Mal…
Vor meinem ersten Besuch in den Abruzzen hatte ich keinerlei Erwartungen. Nicht als Touristin, sondern als „neue Freundin von“ verschlug es mich von der chaotischen aber liebenswerten Hauptstadt Rom nach Raiano, einem vermeintlich verschlafenen Dorf im Peligna-Tal gelandet. Die Landschaft war zwar schön, aber zu Beginn reine Nebensache – schließlich ging es erstmal darum, nicht nur die zukünftigen Schwiegereltern kennen zu lernen, sondern gleich die ganze Dorfcommunity.

Wer sich von den Dornen abschrecken lässt, weiß nicht, was er verpasst.
Der erste Eindruck hat mich völlig erschlagen. (Nicht nur, weil irgendein Kerl den Spielautomaten der Dorfbar in Brand gesteckt hat, als ich zum ersten Mal einen Fuß in die Türe setzte.) Es war die totale Reizüberflutung: Neue Leute, neue Namen und Gesichter und neue Geschichten. Viel zu viel von einfach Allem; auch vom Essen.
Nach über sechs Jahren ist der erste Eindruck aber längst verdaut und der Rauch des brennenden Spielautomaten verzogen. Das Dorf mit all seinen Namen, Gesichtern und Geschichten ist mir ans Herz gewachsen und die Fremden sind zu Freunden geworden. Vielleicht nicht alle, aber einige.
Auch die Abruzzen selbst haben mich ganz in ihren Bann gezogen.
Die Abruzzen – Italiens bestgehütetes Geheimnis
All das was ich an Rom so geliebt habe, gibt es dort auch – und zwar in Reinform! Ohne den nervigen Verkehr, Menschenmassen und Selfie-Sticks…
Ganz nebenbei ist es noch die perfekte Urlaubsregion für alle, die sich schwer festlegen können bzw. wollen.
Bei einem guten Teller Pasta kann man ganz in Ruhe überlegen,
ob man den Nachmittag lieber am Meer oder in den Bergen verbringen will.
Dennoch blicke ich regelmäßig in ratlose Gesichter, wenn ich erzähle, dass ich meinen Urlaub (mal wieder) in den Abruzzen verbracht habe. Warum kennt es keiner? Weiß denn wirklich keiner diesen rauen und ungezähmten Charme zu schätzen? Habe ich einfach einen eigentümlichen Geschmack oder eine rosarote Brille auf?

Rocca Calascio, Abruzzen
Exakt aus diesen Fragen ist die Idee zu diesem Blog geboren.
Ich für meinen Teil möchte einfach von dieser facettenreichen Region berichten, die mich immer wieder aufs Neue verzaubert. Obwohl oder gerade weil sie nicht unbedingt immer dem klassischen Dolce Vita-Image entspricht.
Auch nach dem x-ten Aufenthalt gibt es in den Abruzzen immer noch so viele Wunder zu bestaunen. Geschichten, die es wert sind bewahrt zu werden. Orte, die es wert sind entdeckt zu werden. Keine Ahnung, ob es nun Zufall oder Schicksal war, der mich dorthin geführt haben. Vermutlich hatte ich schlicht und einfach Glück. Und Glück ist angeblich nur echt, wenn man es teilt.
#Neuland
Um dieses Glück überhaupt erst teilen zu können, muss auch ich mich auf unbekanntes Terrain begeben und in dieser neuen Welt des Bloggens zurechtfinden – Gott sei Dank bin ich dabei nicht alleine.

Das Expedition Abruzzen „Hauptquartier“
Die ersten Hürden sind genommen: Domain, Hosting-Anbieter, WordPress-Themes und die ersten Plug-Ins sind gefunden und Name sowie das Grundgerüst der Seite stehen. Check.
Mag sein, dass der Titel vielleicht etwas holprig klingt. Holprig sind die ungeteerten Straßen und Feldwege in den Abruzzen ja auch und genau das macht sie für mich auch so einzigartig und so liebenswert.
Los geht’s!
Diese Expedition wird keine Malle Pauschalreise, kein ****all inkl. Hurghada Tauchurlaub, kein Roadtrip über die Route 66, kein Backpacken in Kambodscha, kein Städtetrip übers Wochenende.
Das hier wird eher so wie früher, wenn wir mit der ganzen Familie (9-köpfig) im Auto von Berlin aus ins über 500km entfernte Höpfingen zur Oma gefahren sind:
Es wird chaotisch, laut, zeitweise etwas unbequem, es wird gekrümelt, gelacht, geweint, gebetet und es dauert mindestens 12 Sesamstraßen bis man endlich ankommt und es Schokokuchen gibt.
Es wird erfrischend unglamourös, aber (wenn man sich drauf einlässt) definitiv eine Erfahrung, die man im Nachhinein nicht missen will. Wem das zu turbulent ist, der möge sich einfach Kopfhörer aufsetzen, aus dem Fenster schauen und die Landschaft genießen. Hat immerhin ein bisschen was von Herr der Ringe…
Nun, da der Kurs also festgelegt ist heißt es eigentlich nur noch „Raus aus der Komfortzone“ (wie meine weise große Schwester stets zu sagen pflegt) und auf ins Abenteuer!
Es geht los / Si parte
Hey, echt witzig geschrieben und tolle Fotos! Ich werde deinen Blog gern weiterhin verfolgen und bin schon gespannt auf deine nächsten Beiträge! Auch ich bin ein großer Italien-Fan und war für ein halbes Jahr als Au Pair in Firenze.
cari saluti,
Tamara von photoventure.net
Schöner Artikel. Ich bin letztes Jahr mit dem Rad durch die Abruzzen gefahren und habe mich sofort verliebt.
Ich freue mich auf weitere Artikel.
Liebe Grüße Anja
Liebe Anja, aufs Rad hab ich mich bisher noch nicht getraut. Zu viel Steigung für meinen Geschmack, da bin ich lieber zu Fuß unterwegs (oder ganz faul im Auto). Freut mich aber, dass es dir auch so gefallen hat wie mir! Und wer weiß, vielleicht wage ich diesen Sommer auch meine erste Erkundungstour mit dem Rad…wenn es so weit ist, werd ich natürlich davon berichten.
Viele Grüße -Jule
Hey Tamara, danke für das Kompliment. Florenz kenne ich leider nur oberflächlich, aber der erste Eindruck war super! Vor dem nächsten Besuch muss ich mich auf jeden Fall vorher bei dir ein paar Insidertipps abholen. Die Fotos auf deiner Seite sind schonmal sehr vielversprechend!
Liebe Grüße aus Berlin – Jule
Hallo Jule,
Deine Beschreibung finden wir ganz toll,da kann man ja richtig Lust bekommen, mal den nächsten Urlaub dort zu verbringen.Wir sind schon mal gespannt auf die Fortsetzung.LG
Freut uns zu hören! Falls ihr mal Abwechslung von Sardinien braucht, oder es euch dort zu voll wird, seid ihr jederzeit herzlich eingeladen mit uns die Abruzzen unsicher zu machen! Von Civitavecchia könnt ihr im Anschluss noch immer die Fähre nach Sardegna übersetzen…
Liebe Grüße und bis hoffentlich bald!
Hey Jule, ich bin gerade über euren tollen kreativen Blog gestolpert bei der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft für unseren Sommerurlaub und der Überlegung wo in Italien wir denn mal hinfahren könnten…bislang waren wir eher auf Korsika unterwegs (bestimmt 6 Mal hintereinander) und die letzten drei Jahre gar nicht in Südeuropa…. Da wir nur in den NRW Sommerferien fahren können habe ich großen Respekt vor der Hitze in Italiens Süden. Freunde von uns waren vor drei Jahren im Mai in den Abruzzen und waren restlos begeistert. Also neugierig sind wir schon 🙂 und eure Geschichten machen dringend Lust auf MEHR!! Tolle Idee die Ihr da umsetzt. Als ich die Artikel las, dachte ich: am liebsten mal auf einen latte in einem netten Cafe treffen und quatschen, Tipps einholen, noch mehr Geschichten lauschen u.s.w.:-) Du siehst also: ein voller Erfolg euer Blog. Viel Spaß weiterhin damit und viele gute Reaktionen und Impulse wünsche ich euch!
Hey Isabel,
vielen Dank für deine ermutigenden Worte. Das geht ja runter wie Öl. Ehrlich gesagt ist es in den letzten Monaten ziemlich ruhig hier auf der Seite geworden. Das lag einerseits an unserem Umzug in die Abruzzen im letzten Jahr, der ziemlich viel Staub aufgewirbelt hat, den ich erstmal sacken lassen wollte und musste. Andererseits kam ich auch ein bisschen ins hadern, ob das Konzept dieses Blogs so überhaupt aufgehen kann. Interessiert das überhaupt? Liest das hier überhaupt jemand außer Mama, Papa, Onkels, Tanten und Geschwistern?
Ich werte den Kommentar mal als Signal, dass es an der Zeit ist das Projekt wieder mit neuem Elan, neuer Energie und vor allem mit ganz vielen neuen Geschichten aufleben zu lassen!
Wegen der Hitze musst du dir übrigens keine Gedanken machen. Besonders in den höher gelegenen Teilen der Abruzzen ist es auch im Hochsommer noch wirklich gut auszuhalten. Kein Vergleich zu anderen Regionen Italiens und den großen Städten wie Rom wo man auch nachts vergeblich auf Abkühlung wartet. Bergwind, -seen und kühle Flussläufe tun ihr übriges um auch bei hohen Temperaturen für Erfrischung zu sorgen. Versprochen! Wenn du konkrete Tipps brauchst schreib uns gerne eine Mail. Vielleicht klappt es dann auch mit dem Kaffee! 😉
Viele Grüße aus den Abruzzen, Jule